FFF und Bootstrapping
Die meisten Startups beginnen ihre Finanzierung durch FFF (Family, Friends and Fools). So schön es ist, die eigenen Verwandten und Freunde beim Weg zum eigenen Unternehmen hinter sich zu wissen (bitte möglichst als stille Teilhaber!), so anstrengend kann es sein, wenn diese für ihr finanzielles Engagement auch eine gewisse Mitbestimmung verlangen (also alles andere als still sind).
Auf jeden Fall muss man kreativer mit seinen knappen finanziellen Ressourcen umgehen als bei millionenschwerer Vollfinanzierung durch sehr geduldige Privatinvestoren. Dieser Zwang zur Kreativität, sprich: Bootstrapping, hat so nette Sachen wie Guerillamarketing, Profit Sharing und Vertriebskooperationen hervorgebracht, die alle nicht verkehrt sind.
Sachwerte mit win-win-Appeal
Wenn man im produzierenden Business unterwegs ist, lohnt es sich, die Big Player seiner Branche zu kennen und um Unterstützung zu bitten. Dies kann das preisgünstige Überlassen von gebrauchten Produktionsmaschinen oder Werkzeugen sein. Noch spannender ist das kostenlose Überlassen marktüblicher Produktionsanlagen bei gleichzeitiger digitaler Überarbeitung durch das Startup. Wenn sich also IT- und Prozessoptimierungsexperten des Startups der analogen Maschine annehmen, entsteht bei digitaler Verbesserung derselben eine Win-Win-Situation für beide Seiten: das Startup hat eine Maschine für Prototypenbau oder Kleinserie, das Maschinenbauunternehmen kluge Köpfe, die seinen analogen Elefanten zu einer digitalen Gazelle machen.
Team und Fleißbienen
Wie beim Sport ist es oft ein starkes Team von sich ergänzenden Nobodys, das eine Mannschaft zerstrittener, aber hochbezahlter Superstars abräumt. Auf Startups übertragen: heterogene, aber harmonierende Gründerteams sind oft zusammengecasteten Executionprofis überlegen – in der Leidenschaft, in der Ausdauer und in der Kreativität der Problemlösung.
Was oft nicht auf dem Jahrmarkt der Gründungslegenden dargeboten wird, ist das unablässige Wirken jener zahllosen Fleißbienen in der zweiten Reihe solcher jungen Unternehmen, die ihren Gründerchefs die vielen kleinen Hindernisse des Alltags wegräumen, ihre Buchhaltung machen, ihre Meetings und Umfragen organisieren, ihre Presseerklärungen schreiben, die Bewerbungen vorsortieren, die Zeitdiebe abwimmeln etc. Ohne die Leistung dieser vielen namenlosen Ackerer im Weinberg der Gründungsidee würde kein Startup überleben können, besonders nicht im B2C-Bereich. Endlose Überstunden, meist unbezahlt, sind die Folge, sparen aber ebenfalls Kosten ein.
Dies geht meist aber nur so lange gut, wie diese Fleißbienen sich wertgeschätzt fühlen. Sie gehen dann ein wie die Primeln, wenn wortkarge Nerds sie entweder gar nicht wahrnehmen oder delivery-gestresst anblaffen und für Fehler verantwortlich machen, an denen sie keine Schuld tragen. Dann kündigen sie, erst innerlich, später real, was wiederum Kosten verursacht für Recruiting und Einarbeitung.
Investoren
Das Patentrezept gegen Selbstausbeutung und knappe Kassen ist natürlich ein (strategischer) Investor, der an das Startup glaubt, die nötige Geduld mitbringt und ggf. zum Nachschießen bereit ist. (Jetzt kommen in der Regel die ganzen Ehevergleiche Startup – Investor, die aber keiner mehr hören kann.)
Am besten ist so ein Investor immer dann, wenn er neben dem nötigen Kapital und Branchen-Know-how auch noch Vertriebskontakte beisteuern kann, so dass das Startup auch schnell in die wichtigen Distributionskanäle kommt bzw. Zugang zu den Großkunden seiner Branche erhält.